Christenverfolgungen

Christenverfolgungen
Chrịstenverfolgungen
 
[k-], in der Antike die Versuche der römischen Kaiser, Statthalter oder örtlichen Instanzen, das Christentum als staatlich nicht anerkannten Kult einzudämmen oder gar auszurotten. Christenverfolgungen gibt es vom Beginn des Christentums an. Im Neuen Testament werden sie bereits vorausgesetzt und theologisch reflektiert (Matthäus 5, 10 f. und Johannes 15, 20). Zunächst auf den jüdischen Einflussbereich beschränkt (Apostelgeschichte 6, 8 ff.; 8, 1; 9, 1), greifen sie mit dem Vordringen des Christentums in die römisch-hellenistische Welt auch hierhin über: Die (überaus lückenhaften) Quellen berichten über (lokal begrenzte) Christenverfolgungen durch Nero (64 n. Chr.) und Domitian. - Reichsweit geregelt wurde die Verfolgungsfrage erstmalig 112 durch ein Reskript Kaiser Trajans: Nach Christen soll nicht gefahndet werden; wer angezeigt und überführt wird, Christ zu sein, ist (mit dem Tode) zu bestrafen; Abkehr vom Christentum soll Straffreiheit nach sich ziehen; anonyme Anzeigen bleiben unberücksichtigt. Diese Regelung ist für lange Zeit Grundlage des staatlichen Umgangs mit den Christen geblieben (sofern lokale Willkür sie nicht durchbrach). - Ein grundlegender Wandel ergab sich durch das Opferdekret des Decius (249-251), das der gesamten Reichsbevölkerung ein (den Christen unmögliches) Bittopfer für die Götter Roms bei Todesstrafe bindend vorschrieb. Die Situation wurde durch Erlasse Valerians (253-259) noch verschärft (Unterbindung kirchlichen Lebens, Beschlagnahme kirchlichen Vermögens). Nach dessen Tod willigte Gallienus 260 mit zwei Toleranzedikten in die vorläufige Duldung der Christen ein. Diese Verfolgungspause endete 303, als Diokletian in drei Edikten erneut eine blutige Christenverfolgung in Gang setzte. Ein viertes Edikt (304) verschärfte die Lage, da es für den gesamten Osten übernommen wurde. Im Westen endete die Verfolgung bereits 311 (Toleranzedikt von Serdica, 313 in Mailand erneuert), während sie im Osten erst nach dem vollständigen Sieg Konstantins des Grossen 324 endete. Die Herrschaft Julians (361-363) brachte noch einmal die Christen diskriminierende Unterdrückungsmaßnahmen.
 
 
Aufstieg u. Niedergang der röm. Welt, hg. v. H. Temporini u. W. Haase, Reihe 2, Bd. 23, Halb-Bd. 1 (1979).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Christenverfolgungen im 20. Jahrhundert: »Um des Glaubens willen«
 

Universal-Lexikon. 2012.

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